„Die vier Elemente“: Die Pianistin Akemi Murakami und die Sängerin Hagar Sharvit interpretieren im evangelischen Gemeindesaal in Landsberg Lieder zum Thema „Elemente“. Die Musik passt sich der Jahreszeit an.
Das Landsberger Tagblatt berichtet vom Liederabend am 10.11.2024:
Die Romantik ist eine nicht leicht zu greifende Epoche. Wichtig sind Natur und Naturlehren, was vor allem im gesamten künstlerischen Bereich Ausdruck findet. Fakten sind wichtig, jedoch scheint über allem ein geheimnisvoller Schleier zu schweben, gewirkt aus Hoffnung und Melancholie, Tristesse und Wohlbefinden gleichermaßen. Besonders deutlich wird das im Kunstlied, das in der Romantik eine regelrechte Blüte erlebte. Viele Komponisten widmeten sich dem Genre, passten ihre Musik den Texten an und verstärkten deren Motive und Aussagen. Die Konzertreihe der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Landsberg hatte dazu einen Liederabend mit Werken verschiedener Komponisten im Programm – mit der besonderen Thematik „Die vier Elemente“.
In der Romantik seien Luft – Wasser – Erde – Feuer von der mythologisch-philosophischen Warte aus betrachtet worden, erklärte Organisatorin Cornelia Meyer zu Beginn des Konzerts im evangelischen Gemeindesaal. Luft sei ein leichtes, sich verflüchtigendes Element, sei Transportmittel, könne Töne produzieren. Wasser symbolisiere Veränderung, stete Bewegung, Geheimnisse bewahrende Tiefe. Erde stehe für Kontinuität und Stabilität, aber auch für Tod und Unterwelt. „Feuer ist Energie und Leidenschaft, Transformation und Reinigung.“
Das Programm des Liederabends bediente all diese Themen, mit Schwerpunkt „Musik für einen trüben Novemberabend“. Ausführende waren Hagar Sharvit (Mezzosopran) und Akemi Murakami (Klavier). Die Pianistin ist in Landsberg längst keine Unbekannte mehr, gastierte hier in den vergangenen Jahren immer mal wieder mit unterschiedlichen Programmen. Sie zeichnete sich an dem Abend mit wunderbar zurückhaltender Begleitung aus, trat aber auch nach vorn, wenn Dramatik und Kraft es erforderten. Die israelische Mezzosopranistin Hagar Sharvit erhielt ihre musikalische Ausbildung in Tel Aviv, lebt aber schon längere Zeit als freiberufliche Sängerin in Berlin. Sie punktete mit einer warmweichen, dabei vollrunden Stimme, in die sie bei Bedarf viel Gefühl legen konnte. Beeindruckend war vor allem die Interpretation von Klageliedern und Vertonungen von sich steigernden, in der Dramatik sich überbietenden Gedichten.
Musik von großer Gegensätzlichkeit ist in Landsberg zu hören
Romantisierendes kam nicht zu kurz, wunderbar war beispielsweise das vom Klavier imitierte Vogelgezwitscher an einem Frühlingsmorgen. Zum Thema Wasser waren die Programmgestalter ausschließlich bei Franz Schubert fündig geworden. Der Komponist hatte sich zeit seines Lebens mit dem Wasser – von der fröhlich dahinplätschernden Quelle bis zum alles verschlingenden Meer und dessen todbringender Tiefe beschäftigt. Und Musik von großer Gegensätzlichkeit komponiert: Beispiele sind „Meeres Stille“ in unendlicher Langsamkeit und „Der Zwerg“ mit einem schlussendlich sich ins Meer stürzenden, verschmähten Verehrer. Vor allem der Tod war es, den die Lieder zu Erde zum Thema hatten.
Das Publikum im Gemeindesaal hörte die Verdammten aus dem tiefsten Teil der Unterwelt wehklagen. Es kam aber auch große Ruhe, gar Zufriedenheit zum Ausdruck. So heißt es einmal „der Tod hat sich zu ihm geneigt“. Spott wiederum triefte aus den Sätzen eines sehnlichst erwarteten Liebhabers, der sich lieber locker-leicht vergnügte, als seinem Mädchen einen Besuch abzustatten. Eigentlich aus der Zeit gefallen war einer der Texte beim Thema Feuer. Wem würden auch heute noch Worte wie „trinkt noch Glut und schlürft noch Licht“ zum Abendrot einfallen?
Mit „Urlicht“ schließlich wurde abschließend der Bogen von ganz unten bis hinauf zur Erlösung gespannt. Nach so viel Romantik, Dramatik, Melancholie, zärtlichem Tod gab es eine leichte Zugabe für den Heimweg. Hagar Sharvit sang in schwingendem Französisch, begleitet von Pianistin Akemi Murakami, von der wohltuenden Zigarette nach der Arbeit.
Romi Löbhard, Landsberger Tagblatt, 13.11.24